Freitag, 15. Mai 2009

Blessing ist eine "Qualle"

Nun ist es wohl sicher: Die HV geht morgen noch weiter. Auch dank des Aktionärs Karl-Walter Freitag. Der nämlich will gerade einfach nicht mehr aufhören zu reden. Und er wird mit zunehmender Redezeit verbal immer ausfallender: "Sie sind eine Qualle, die man versucht an die Wand zu nageln", schreit er. Er werde gerichtlich gegen die Commerzbank vorgehen, wenn der Vorstand seine Fragen nicht beantworte.

Müller bremst ihn nun - endlich! - und stoppt seine Redezeit. Aber Freitag beharrt darauf, in der "zweiten Runde" nochmal reden zu dürfen - und das heißt morgen.

Daher ist es für mich wohl Zeit nach Hause zu gehen. Glauben Sie mir: Sie verpassen nichts mehr. Spätestens morgen werden die Aktionäre dem Staatseinstieg in die Commerzbank zustimmen - die Mehrheit ist sicher. Und bis dahin werden noch viele Aktionäre reden, reden, reden. Und Martin Blessing wird bleiern seine Antworten vorlesen, die wir alle schon kennen.

Deutschland sucht den Superschnorrer

Aktionär Karl-Walter Freitag lässt nicht locker. Blessing solle sich bei "Deutschland sucht den Superschnorrer bewerben", kräht er. "Da haben Sie alle Chancen!"

Ich glaube, Deutschland ist sich einig: Diese Show würden wir alle gerne sehen!

Blessing hat "Wahrnehmungsstörungen"

Aktionär Karl-Walter Freitag ist sauer, seeeehr sauer. "Sie müssen uns zuhören, was wir zu sagen haben. Dafür haben wir ja auch zwei Tage Zeit", schnauzt er Commerzbank-Aufsichtsratschef Klaus-Peter Müller an. Müller hatte ihn gebeten, sich bei seiner Rede ein wenig kürzer zu halten - denn die Commerzbank Hauptversammlung zieht sich unglaublich in die Länge. "Ich bin sauer und nicht bereit, Ihren Dilettantismus unkritisch hinzunehmen", schnauzt Freitag. "Wer eine Bank nicht leiten kann, der kann auch keine HV leiten", ruft er Müller zu."Sie kleben an Ihren Entscheidungen wie eine feuchte Nudel am Topf", wettert Freitag. Was genau er damit meint, ist nicht zu verstehen.

Es gebe keine Bad Bank, sondern nur Bad Banker und die säßen da vorne auf dem Podium. Blessing habe "erhebliche Wahrnehmungsstörungen". Die Vorstände seien alles "Schwätzer". Und dann wird Freitag auch noch verbal gewalttätig: Müller solle doch endlich mal mit der Kettensäge durch den Vorstand gehen, schreit er.

"Wer an dieser Bank Geld verdient hat, der möge die Hand heben", ruft Freitag in den Saal. Und - uupss - ein paar Aktionäre heben tatsächlich die Hand. Aber die übergeht Freitag geflissentlich.

Und er redet, und redet und redet....

Commerzbank gegen Streubomben

Wussten Sie, dass die Commerzbank nicht die Produktion von Streubomben finanziert? Nun wissen Sie es auf jeden Fall! Commerzbank-Chef Blessing machte das gerade sehr klar. Und seine Bank finanziere auch keine Lieferungen von Waffen in Spannungsgebiete. Eine Aktionärin wollte das ganz genau wissen.

Kommunikationstraining für Blessing

Sein und Schein stimmen eben nicht immer überein: Aktionär Michael Hasenkamp jedenfalls sieht nicht wie ein armer Schlucker aus. Der schwarze Nadelstreifenanzug sieht sogar ziemlich teuer aus. Und doch: Hasenkamp hat seinen eigenen Aussagen zufolge den Großteil seines Vermögens verloren. "Ich habe mein Vermögen in Commerzbank-Aktien, andere Aktien habe ich nicht", sagt er. Und auf Zwischenrufe von Aktionären, er solle doch auch noch ihre Aktien übernehmen, sagt er ruhig: "Ich habe keine Liquidität."

Dennoch sticht Hasenkamp aus allen anderen Rednern heraus. Denn anders als die anderen Redner kritisiert er Blessing nicht, sondern ruft zum Zusammenhalt auf - und erntet dafür viele böse Zwischenrufe. "Dieses System funktioniert nur, wenn man bereit ist, auch zuzuhören, wenn man nicht übereinstimmt", erwidert Hasenkamp nur ruhig.

Am Ende wird auch klar, warum Hasenkamp trotz zahlreicher Attacken so ruhig bleibt und trotz seines geschwundenen Vermögens nach außen hin den Kopf hoch hält: "Ich bin Kommunikationstrainer", sagt er. "Und daher schenke ich Ihnen, Herr Blessing, einen Trainingstag."

Commerzbank braucht Fahrradständer

Aktionär Horst Kraft hat soeben auf dem Podium ein ernsthaftes Problem angesprochen: Den Commerzbank-Filialen mangelt es an etwas sehr essenziellem: "Ich fahre öfters mit meinem Fahrrad zur Filiale Ecke Schillerstrasse, Graeffstrasse in Frankfurt. Ich finde es sehr störend, dass es dort keine Fahrradständer gibt." Vielleicht könne man diesem Problem Abhilfe schaffen, indem man an jeder Filiale zwei bis drei Fahrradständer aufstelle, regt Kraft an.

Sie sehen: Hier geht es richtig zur Sache. Falls Sie sich beim Lesen dieser Nachricht langweilen sollten, trösten Sie sich: Wir Journalisten langweilen uns derzeit auch ganz schlimm. Gott sei Dank gibt es im Presseraum eine hervorragende Kaffeemaschine die exzellenten Latte Macchiato macht. Leider stehen da gerade ziemlich viele Journalisten an.

Nächster Aktionär sendet liebe Grüße

Nach Aktionär Herrn Balasch, der auf dem Podium seinen ehemaligen Bankberater Herrn Böde in München grüßte, sind nun weitere liebe Grüße ergangen. Aktionär Klaus Bill grüßt seine Commerzbank-Beraterin Frau Haas dafür, "dass sie es so lange mit mir ausgehalten hat. Denn ich bin ja ein schwieriger Mensch, sagt meine Frau."

So, jetzt wissen Sie Bescheid!

Blessing hat ausgezaubert

Dieser Aktionär wird mal wieder laut: Winfried Lubos wettert: "Alle reden über die Bad Bank. Die Bad Banker sitzen hier oben auf der Tribune", ruft er. "Diese Tribüne ist eine Bad Bank für Versagervorstände." Das Nachrichtenmagazin Spiegel habe Blessing einmal als "Zauberlehrling" bezeichnet. Blessing habe nichts Gutes herbeigezaubert. "Die Geister die sie riefen, werden sie nicht mehr los, bis sie diesen Posten geräumt haben", wird Lubos noch lauter. Blessing werde die Commerzbank "platt machen".

Aufsichtsratschef Müller macht die Aktionäre darauf aufmerksam, dass wenn die Akionäre weiterhin alle so lange reden (Im Schnitt bislang 15 Minuten), dann würden die Rede bis mindestens 21 Uhr gehen. Er bittet daher um eine Einschränkung der Redezeit auf 10 Minuten. Danke, Herr Müller! Und bitte, liebe Aktionäre, haltet Euch daran. Das ist wirklich schrecklich langatmig hier. Aber solange das Essen nicht ausgeht, werden viele Aktionäre wohl munter weiterplaudern und auf dem Podium Grüße an Freunde und Bekannte ausrichten.

Frankfurt hat eine "Steinbrück-Arena"

Kennen Sie das Frankfurter Stadion - auch genannt Commerzbank-Arena? Aktionärin Ulrike Nissen hat die Arena soeben umgetauft: "Viele nennen sie inzwischen Steinbrück-Arena", sagt Nissen in Anspielung darauf, dass der deutsche Staat mit 25 Prozent plus einer Aktie bei der Commerzbank einsteigen wird. Darüber werden die Aktionäre zwar heute oder morgen noch abstimmen - aber wegen der niedrigen Präsenz auf der HV ist der Einstieg inzwischen sicher.

Nissen zitiert außerdem aus einem Artikel: Die Asozialen Deutschlands seien nicht etwa Obdachlose. Die neuen Asozialen seien die Leute, die in schicken Villen wohnen, Unternehmen gegen die Wand fahren und trotzdem noch Geld dafür bekommen. Dafür erntet sie tosenden Applaus und "Bravo"-Zurufe aus dem Publikum.

Blessing sagt Nein zu München

Derzeit muss Blessing zu den "ganz wichtigen" Fragen Stellung nehmen. Etwa, warum dem Aktionär Herr Balasch 102 Euro von seinem Konto abgebucht wurden. Der bayerische Rentner Siegfried Balasch hat sich vorhin auf dem Podium darüber beschwert, dass ihm einfach so 102 Euro vom Konto abgebucht worden seien. "Wir werden dafür sorgen, dass sich ein Kundenbetreuer bei Ihnen meldet Herr Balasch", sagt Blessing dazu. Es täte der Commerzbank aber natürlich sehr leid, falls da etwas schief gelaufen sein sollte.

Außerdem hatte Herr Balasch vorhin angeregt, dass die nächste Hauptversammlung in München stattfinden sollte, weil es da schönere Halle gebe. Blessing erklärt dazu, dass auch die HV 2010 in Frankfurt stattfinden wird, denn alles andere sei ein "organisatorischer Mehraufwand, der mit erheblichen Kosten verbunden wäre." Dafür bekommt Blessing erstmals heute unaufgeforderten Applaus der Aktionäre.

Diese HV wird sich noch lange ziehen - wahrscheinlich wird es morgen weitergehen müssen. Aufsichtsratschef Müller sagt gerade, dass es zusätzlich zu den dutzenden noch anstehenden Rednern inzwischen weitere 30 Fragen gebe.

Nach einer Stunde Antworten hat Blessing nun erst einmal eine Pause. Nun geht es weiter mit Reden der Aktionäre.

Aktionäre beklagen Würstchenmangel

Nun gibt es auch die Auflösung, warum Aufsichtsratschef Klaus-Peter Müller den Aktionären vorhin versichert hat, dass es heute genug Essen für alle gibt: Im letzten Jahr hatten sich einige Aktionäre über zu wenige Würstchen beklagt.

Ich kann hier heute nur für den Presseraum sprechen: Würstchen gibt es leider gar keine. Dafür aber Schweinefilet, Spargel und Kartoffelgratin...und zwar in groben Mengen. Hungern muss hier keiner. Also vielleicht keine Würstchenbeschwerde in diesem Jahr?!

Blessing nimmt Stellung

Blessing beantwortet jetzt erstmal die von den Aktionären bislang gestellten Fragen. Mann oh Mann, seine Töchter haben Recht: er kann echt nicht vom Blatt ablesen. Er liest die Antworten monoton vom Blatt ab und rattert sie geradezu herunter. Seine Töchter hatten ihm heute morgen gesagt, dass er nicht ordentlich ablesen könne, hatte Blessing zu Beginn der HV erzählt. Der aufgeregte Aktionär Herr Mayer aus München hatte das übrigens auch nochmal aufgegriffen, allerdings leicht abgeändert, damit es auch in seinen Kontext passt: "Ihre Töchter haben Recht gehabt: Sie haben Mängel - viel zu viele Mängel", schrie er vorhin.

Herr Blessings Antworten bringen nichts Neues. Alles was er sagt ist schon bekannt. Teilweise wiederholt er Sätze sogar wortwörtlich. So erklärt er auf die Frage, wieso Risikovorstand Wolfgang Hartmann vergangene Woche abgelöst wurde nur: "Ich habe mit Herrn Hartmann zwei Dinge vereinbart. Erstens, dass wir nicht öffentlich über Personalien reden und zweitens, dass wir demnächst mal ein Bier zusammen trinken gehen." Genau dasselbe hatte er wortwörtlich bereits auf der Pressekonferenz vor einer Woche gesagt. Blessing gehen offensichtlich die originellen Antworten aus.

Bayerischer Widerstand

Nach dem rebellischen Herrn Mayer ist nun gerade wieder ein Bayer auf der Bühne - und zwar in Trachtenjäckchen. Der Rentner Siegfried Balasch aus München beschwert sich, dass er seine Hauptversammlungseinladung nicht per Post bekommen hat. Außerdem will er wissen, ob die Commerzbank "noch Herr in eigenen Haus ist, oder folgt in Kürze die Umbenennung etwa in Deutsche Bürgerbank?".

Herr Balasch nutzt die HV auch, um Grüße in die Heimat auszurichten. "Ich möchte hier ganz herzlich einem Mitarbeiter danken, der die Commerzbank verlassen hat, weil er zu menschlich war. Und zwar Herrn Bönde aus München."

Ganz wichtig natürlich noch Herrn Balaschs Schlussatz: "Ich finde, die nächste HV sollten Sie in München abhalten, weil so eine Halle wie diese können wir allemal bieten."

Aktionär rastet aus

Im Presseraum macht man sich Sorgen um den rebellischen Aktionär Richard Mayer: Wenn er sich weiter so aufregt, bekommt er vielleicht noch Herzflimmern?! Vor lauter Wut und Aufregung gerät Herr Mayer immer wieder ins Stottern. Mit lauten Schreien wie "Pfui, pfui" und "Buh" lässt er den Zuhörenden keine Gelegenheit zum Wegschlafen. Herrn Blessing addressiert er nun nur noch als "Schande-Vorstand". Am Anfang der Rede hatte er ihn noch als "Pfui-Pfui-Vorstand" bezeichnet. "Alles ist faul", kreischt Mayer gerade. "Herr Müller, wählen Sie diesen Schande-Vorstand direkt nach der Hauptversammlung ab", brüllt er in Richtung des Aufsichtsratsvorsitzenden. "Entsorgen Sie ihn. Es könnte ja sein, dass sein Menschenverstand noch länger aussetzt."

Nun ist Mayer fertig - wohl nicht nur mit dem reden, sondern auch mit den Nerven. Müller bleibt cool und leitet zum nächsten Redner über.

Blessing, der "Pfui-pfui-Vorstand"

Nun ist ein richtig aufgeregter Aktionär auf der Bühne: Richard Mayer, ein Rentner aus München, der laut eigenen Angaben mit bayerischem Dialekt nicht nur sich selbst, sondern auch seine werte "Lebensgefährtin" vertritt, rastet regelrecht aus. Im Presseraum fliegen einem die Ohren weg: Der gute Mann schreit regelrecht ins Mikrofon. "Zur Übernahme der Dresdner Bank sage ich nur: Pfui, pfui, pfui", brüllt er. Die Journalisten sind nach den langatmigen Reden davor auf jeden Fall wieder wach!

"Sie sind ein Pfui-pfui-Vorstand", setzt Mayer noch einen drauf. Und schreit dann Blessing an: "Schauen Sie mich wenigstens an, wenn ich mit Ihnen spreche!". Aus journalistischer Sicht: Eine super Show. Danke, Herr Mayer!

Genug Essen für Alle

Wolfgang Aleff, Vertreter der Gesellschaft für Wertpapierinteressenten, kritisiert den Kauf von toxischen Wertpapieren durch die Commerzbank. "Nicht bei allem wo Nutella drauf steht ist auch Nutella drin. Und nicht alles was braun und weich ist, ist Nuss-Nugat-Creme." Das hätte man spätestens gemerkt, wenn man mal probiert hätte.

Aleff beendet seine Rede. Aufsichtsratschef Klaus-Peter Müller weist die Aktionäre darauf hin, dass seit 11.30 Uhr die Essensausgabe geöffnet sei. "Ich kann Ihnen aber versichern: Es ist genug für alle da! Sie müssen jetzt nicht aufspringen."

EU-Kommission voller "Betonköpfe"

Wolfgang Aleff, Vertreter der Gesellschaft für Wertpapierinteressenten, bläst zum Kampf gegen Brüssel: Dass die "Betonköpfe" der EU-Kommission die Staatshilfen an die Commerzbank, die zweitgrößte deutsche Bank, absegnen müsse, sei ein unsäglicher Eingriff in die nationale Souveränität der BRD, des "größten Beitragszahlers der EU."

Exitstrategie des Staates?

Wolfgang Aleff, Vertreter der Gesellschaft für Wertpapierinteressenten, will wissen, ob die Commerzbank die Bad Bank des Staates nutzen wird. Zudem will er wissen, ob es denn Alternativen zum Staatseinstieg gab, etwa ein größeres Engagement der Allianz. "Eigentlich ist gegen einen neuen Aktionär ja nichts einzuwenden, vor allem wenn er Cash mitbringt", sagt er. Aber der Staatseinstieg bringe ja viele Auflagen, wie das Verbot der Dividendenausschüttung mit sich. Er will daher auch wissen, wie die Exitstrategie des Staates aussieht. Mal schauen, ob Blessing darauf eine Antwort findet.

Commerzbank ist "Kreditanstalt zum Wiederaufbau"

Nieding stellt Blessing zur Rede: Er müsse erklären, welche Risiken durch die Übernahme der Dresdner Bank noch auf die Commerzbank zukämen. Schließlich gebe es große Klumpenrisiken: er nenne nur die enormen Engagements bei Schaeffler, Acandor und Merckle.

Nieding fragt auch, ob der Staat die Commerzbank zur Unterstützung des Mittelstandes zwingen werde, auch wenn diese risikobehaftet sei. Die Frage sei doch, ob die Commerzbank zur "Kreditanstalt für Wiederaufbau" werden solle. "Eine Kreditanstalt zum Wiederaufbau sind wir ja schon heute."

Nieding greift außerdem Blessing Witzeleien von heute morgen auf: "Gestatten Sie mir eine persönliche Anmerkung Herr Blessing: Ihre Töchter hatten Recht." Blessing hatte heute morgen gesagt, er könne Reden nicht gut ablesen.

Nieding beendet seine Rede und erntet tosenden Applaus.

Nieding redet gegen Blessing

Erster Sprecher der Aktionärsseite ist Klaus Nieding von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Er stellt die Übernahme der Dresdner Bank infrage. "Binnen eines Jahres ist das strahlende Geld unserer Commerzbank fahl geworden", kritisiert er. Die Commerzbank sei inzwischen ein "Sanierungsfall". "Ging es bei der Übernahme der Dresdner Bank nicht einmal mehr nur um die Befriedigung übersteigerten Ehrgeizes?", fragt er und erntet Applaus aus dem Publikum.

Blessing wird ausgebuht

Martin Blessing hat soeben seine Rede beendet - und wurde ordentlich von den Aktionären ausgebuht.

Klaus-Peter Müller hat soeben die Präsenz verkündet: Nur 38 Prozent. Das ist eine echte Überraschung. Es war eine deutlich höhere Präsenz erwartet worden.

Aktionäre stürmen Kaffeestände

Martin Blessings Rede scheint die Aktionäre nicht zu elektrisieren. Die vorgetragenen Zahlen sind ja auch schon bekannt. Draußen bei den Kaffeeständen dagegen ist richtig was los: Die Aktionäre stehen an den Ständen an und mampfen Croissants und Brezeln. Ist ja auch alles umsonst...quasi. Ein älterer Aktionäre sagt soeben, dass er ja indirekt über den Staat doch für sein Frühstück hier zahle.

Blessing bittet um Zustimmung zum Staatseinstieg

Blessing erklärt den Aktionären, dass der Staat eigentlich auch ohne die Zustimmung der Aktionäre bei der Commerzbank einsteigen könnte. Das wolle man aber nicht. "Wir würden uns freuen, wenn Sie durch ihre Zustimmung zu der Maßnahme Ihre Rückendeckung für den von uns eingeschlagenen Weg zum Ausdruck bringen würden und bitten Sie, dessen sichere Umsetzung zu ermöglichen."

Blessing erzält Altbekanntes

Blessing erläutert den Aktionären die Kaufdetails der Übernahme der Dresdner Bank, die seit langem bekannt sind. Im Presseraum herrscht derzeit große Langeweile - die Journalisten tummeln sich am Buffet oder lesen auf den schwarzen Ledersofas Zeitung.

Wenn es so langsam weitergeht, dann wird Blessing es vielleicht doch nicht auf die Ballettaufführung seiner jüngsten Tochter morgen um 16 Uhr schaffen. Dahin würde er nämlich gerne gehen, gestand er vorhin den Journalisten.
Blessing verteidigt die Übernahme der Dresdner Bank. Nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers seien die Finanzmärkte zusammengebrochen, sagt Blessing. "Sie werden sich - und mich fragen, warum ich in dieser Situation nicht die Reißleine gezogen und den Kauf der Dresdner Bank rückgängig gemacht hatte", sagt er. Das habe mehrere Gründe gehabt: Erstens habe man rechtverbindliche Verträge unterschrieben, zweitens habe die Commerzbank dadurch bereits Verantwortung für die Kunden und Mitarbeiter der Dresdner Bank übernommen. Drittens habe sich ja an der strategischen Logik der Transaktion nichts verändert. Die Voraussetzungen für die Schaffung von Deutschlands führender Privat- und Firmenkundenbank waren weiterhin gegeben, so Blessing.

Aktuell legt er den Aktionären das schlechte Ergebnis der Commerzbank von minus 861 Mio. Euro im ersten Quartal dar.

Blessing: Coba bleibt Privatbank

Blessing verteidigt den Einstieg in die Dresdner Bank. Die Commerzbank sei trotz der Staatshilfen keine Staatsbank. "Ihre Anwesenheit ist der beste Beleg dafür, dass die Commerzbank eine Privatbank ist und bleiben wird. Knapp 75 Prozent unseres Aktienkapitals und damit die große Mehrheit werden auch nach dem geplanten Einstieg des Bundes in privater Hand sein", sagt Blessing. Immer wieder wird er von Zwischenrufen der Aktionäre unterbrochen.
Blessing gesteht Fehler ein. "Wir hätten einfach mehr unseren gesunden Menschenverstand walten lassen müssen", sagt er. Statt dessen hätte man sich zu stark auf die Urteile Dritter, etwa der Ratingagenturen verlassen. "Mit anderen Worten: Auch wir haben Fehler gemacht. Wir, der Vorstand der Commerzbank - und damit natürlich zuvorderst auch ich persönlich - wollen Verantowrtung übernehmen, indem wir diese Bank zurück auf ihren Erfolgskurs bringen."
Endlich - Commerzbank-Chef Martin Blessing hat seine Rede begonnen. Er habe kürzlich gelesen, er könne keine Reden ablesen - er habe seine Töchter heute morgen danach gefragt, die hätten das bestätigt. Daher entschuldige er sich bereits jetzt dafür, dass er nicht so eloquent vortragen werde.

Tatsächlich aber hält sich Blessing aktuell sehr stark an seinen ausgeteilten Redetext - wahrscheinlich, um sich juristisch nicht auf Glatteis zu begeben. "Ich kann mir vorstellen, dass sich bei vielen von Ihnen die Begeisterung über die Kursentwicklung Ihrer Commerzbank-Aktien in Grenzen hält. Ich kann auch gut nachvolziehen, wenn einige von Ihnen sogar etwas verärgert in die Jahrhunderthalle gekommen sind", sagt Blessing. Bereits zu Beginn seiner Rede wird er von wütenden Zwischrufen von Aktionären unterbrochen.
Seit über dreißig Minuten verliest Aufsichtsratschef Klaus-Peter Müller die Tagesordnung und juristische Formalitäten. Alles muss natürlich seine Ordnung haben - aber das ist doch recht langatmig. In Kürze aber wird Commerzbank-Chef Martin Blessing seine Rede beginnen.
Klaus-Peter Müller weist die Aktionäre auf den formalen Ablauf der HV hin. Die Commerzbank beweist, dass sie sich um ihre Aktionäre sorgt: Über einen Banner, der seit Minuten über die riesige Leinwand läuft, soll derzeit ein Aktionär davor bewahrt werden, heute nacht vor der Jahrhunderhalle campen zu müssen: "Am Fahrzeug mit dem amtlichen Kennzeichen LB-KH-291 brennt das Licht!", heißt es dort.
Die Hauptversammlung der Commerzbank wurde um 10 Uhr eröffnet. Die Eröffnungsworte hält aktuell der Aufsichtsratschef der Commerzbank, Klaus-Peter Müller. Die Bestuhlung der Jahrhunderthalle im Nordwesten Frankfurts wurde auf 4000 Plätze erweitert. Vor der Halle demonstrierten am morgen eine handvoll Aktionäre. Die "Initiative Ordensleute für den Frieden" hatte Plakate an Zäunen seitlich der Halle angebracht: "Leben für alle statt Geld für wenige" und "Der Kapitalismus geht über Leichen" hieß es dort. Die Aktivisten, verkörpert durch zwei ältere Herren mit Rauschebärten, verteilten Flugblätter, die ihnen allerdings bereits eine halbe Stunde vor Hauptversammlungsbeginn ausgingen. Die Initiative richte sich auch nicht explizit gegen die Commerzbank, sondern generell gegen die gesellschaftliche Ungleichheit, erklärten die Beiden. Explizit erwähnt wird in dem Flugblatt aber die Deutsche Bank. Die Initiative ruft zu monatlichen Mahnwachen vor der Deutschen Bank in Frankfurt auf und zur Organisierung von "ähnlichen Mahnwachen oder Protestaktionen vor der Filiale einer Bank ihres Heimatortes."

Commerzbank-Chef Martin Blessing sowie Klaus-Peter Müller schauten vor der Hauptversammlung (HV) bestens gelaunt im extra eingerichteten Presseraum vorbei um die Journalisten zu begrüßen. Blessing erklärte, er hoffe, dass die HV noch heute abgeschlossen werden könne. Vorsichtshalber hat die Commerzbank die HV auf zwei Tage angesetzt.

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Nina Luttmer ist live vor Ort - und dies ist ein Test.